Im Nachwuchsbereich des VfL wird hingegen schon seit Herbst 2011 mit der Agentur für Sport-Management-Systeme zusammengearbeitet. Damals fanden die ersten Gespräche zwischen VfL-Nachwuchsleiter Alexander Richter und dem Geschäftsführer von TRAIWI, dem Dipl. Sportwissenschaftler Jörn Menger, statt. Als Richter Sportvorstand Jens Todt und Cheftrainer Andreas Bergmann von der Zusammenarbeit berichtete, war schnell klar, dass eine einheitliche Trainingssteuerung im Athletikbereich von der U15 bis zu den Profis das Ziel ist. „Das ist ein Baustein, um die Trainingsarbeit zu verbessern, aber ein sehr wichtiger“, erklärt Bergmann, der auch den präventiven Aspekt der Arbeit betont. „Die Spieler werden widerstandsfähiger. Zudem gefällt uns die diagnostische Begleitung sehr gut.“
Der gebürtige Bochumer Menger, der an der Ruhr-Universität Bochum Sport studiert hat, konnte durch ein Stipendium sein im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickeltes Trainingssystem in eine Online-Trainingsplattform überführen. Mit dem Qualitätsmanagement-System „mgC“ wird das Training geplant, organisiert und gesteuert sowie Leistungstests und -dokumentationen vorgenommen. Während von der U15 bis zur Zweiten Mannschaft in enger Abstimmung mit den Athletiktrainern Philipp Kasperek und Jan Schulte zweimal in der Woche trainiert wird, sind bei den Profis ein bis zwei Einheiten – je nach Terminierung der Spiele – vorgesehen. Auch hier wird das Training mit Reha- und Fitnesstrainer Stefan Bienioßek abgestimmt.
Gerade der Austausch mit den Trainern vor Ort ist Jörn Menger sehr wichtig. „Wir sprechen ja hier über fußballspezifische Athletik. Deshalb muss der Transfer des aktuellen Wissenschaftsstands auch an die Gegebenheiten angepasst werden.“ Die Erkenntnisse basieren vor allem auf Studien aus den USA oder Fernost, die in dieser Disziplin viele innovative Wege gegangen sind.
Zu Beginn einer Trainingsperiode steht in der Regel eine Eingangsdiagnostik, um dann das Training jedes Spielers individuell steuern zu können. Insgesamt gibt es 15 bis 20 Übungen, die überwiegend mit Langhanteln, Seilzügen und dem eigenem Körpergewicht ausgeführt werden. Dabei sind die Übungen für Nachwuchsspieler und Profis „nahezu identisch, sie variieren jedoch in der Häufigkeit und den Regenerationsphasen. Wichtig ist bei allen Übungen die exakte qualitative Ausführung.“
Laut Menger ist nach vier Monaten eine „physiologische Anpassung signifikant messbar“. Während bei Erwachsenen die Stabilisation, die körperliche Verfügbarkeit und die Reizverarbeitung im Vordergrund stehen, um sich bei einer stärkeren Ausprägung mehr auf technische und taktische Anforderungen konzentrieren zu können, kann man bei Teenagern je nach Hormonstatus auch noch die Knochendichte und die Muskelinnervierung beeinflussen. Menger: „Mit jungen Jahren kann man natürlich die Sprintfähigkeit viel besser ausbilden und verbessern.“
Insgesamt gehe es um eine „feinere, akzentuierte Steuerung des Athletiktrainings“, so der Sportwissenschaftler, der betont, beim VfL einen guten Ist-Zustand vorgefunden zu haben. Vorerst ist die Zusammenarbeit mit dem Verein bis zum 30. Juni 2013 befristet, eine Verlängerung nicht ausgeschlossen. „Natürlich ist auch in diesem Bereich Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Zumal man immer wieder noch etwas verbessern kann“, erklärt Menger, der 2011 für den wissenschaftlichen Transfer der „aktuellen Erkenntnisse der zellbiologischen Reizinterpretation und -verarbeitung“ in ein onlinebasiertes Trainingssystem mit dem Transferpreis der Ruhr-Universität Bochum, der IHK Mittleres Ruhrgebiet und der Rubitec GmbH ausgezeichnet worden ist.
- Quelle: www.vfl-bochum.de